Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2012; 47(07/08): 448-457
DOI: 10.1055/s-0032-1323565
Fachwissen
Anästhesiologie
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Anästhesie bei Eingriffen an Herz, Thorax und den großen Gefäßen, Teil 1 – Minimalinvasiver Aortenklappenersatz und Mitralclipping

Anaesthesia in endoscopic and percutaneous procedures in cardio-thoracic and cardiovascular interventions, part 1 – Percutaneous aortic valve replacement and mitral valve repair
Klaudia Adler
,
Barbara Pullmann
,
Christian Byhahn
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Publication Date:
23 August 2012 (online)

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Zusammenfassung

Die Weiterentwicklung chirurgischer Technik und Instumentarien ermöglicht mittlerweile die endoskopische bzw. kathetergesteuerte Durchführung extrem komplexer Eingriffe an thorakalen Organen. Minimalinvasive Chirurgie darf jedoch keinesfalls mit minimalinvasiver Anästhesie gleichgesetzt werden. Vielmehr stellen komplexe endoskopische Eingriffe, insbesondere im Bereich der Kardiochirurgie, eine neue Herausforderung an das anästhesiologische Management dar. Diese Eingriffe erfordern eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit. Unter Berücksichtigung der chirurgischen Abläufe und Fokussierung auf Fallstricke und Gefahren, wird das anästhesiologische Management bei transapikalem / transfemoralem Aortenklappenersatz und perkutaner Mitralklappenrekonstruktion in diesem Übersichtsartikel beleuchtet.

Abstract

Further development of surgical techniques and instruments provide complex endoscopic or transcatheter guided interventions in thoracic organs. However, minimalinvasive surgery does not mean minimalinvasive anaesthesia. Particularly concerning cardiothoracic surgery, complex endoscopic procedures represent a challenge to the anaesthesiological management. These interventions require a close interdisciplinary cooperation. Considering the surgical procedures, this review describes the anaesthesiological management for transcatheter aortic valve implantation (TAVI) and percutaneous mitral valve repair. Furthermore it focuses on the anaesthesiological management of pitfalls and complications related to the surgical procedure.

Kernaussagen

  • Die Hoffnung, bei hochbetagten Patienten durch minimalinvasive Verfahren das Outcome zu verbessern, konnte bislang in keiner Studie erfüllt werden.

  • Auch wenn die Eingriffe als minimalinvasiv bezeichnet werden, können Komplikationen eine umgehende Operation mit Einsatz der Herz-Lungen-Maschine noch im Interventionsraum bzw. idealerweise im Hybrid-OP notwendig machen.

  • Der Aortenklappenersatz kann sowohl über einen femoralen als auch über einen transapikalen Zugang erfolgen.

  • Sowohl der transapikale als auch der transfemorale Aortenklappenersatz erfordert einen kurzzeitigen funktionellen Herzstillstand. Dies kann bei wiederholter Durchführung aufgrund der dadurch verursachten Ischämie zur kardialen Dekompensation führen

  • Die Aortenklappenprothese muss exakt platziert werden, da eine zu hohe Platzierung die Gefahr birgt, eine Herzkranzarterie zu verschließen, und somit zu einem – häufig letalen – Rechtsherzinfarkt führen kann. Eine zu tiefe Platzierung der Klappe kann eine hochgradige Aorteninsuffizienz zur Folge haben.

  • Ein Patient mit hochgradiger Aortenklappenstenose kann nur sehr schwer reanimiert werden, da der erforderliche Druckgradient über die Stenose durch externe Thoraxkompression nur sehr schwer aufgebaut werden kann.

  • Auch die transfemorale Technik bietet die Gefahr einer massiven Blutung, da es durch das Vorschieben des Drahtes zur Dissektion der Aorta oder Iliakalgefäße kommen kann.

  • Durch das Clipping, d. h. Verbindung von anteriorem und posteriorem Segel meistens im A2 / P2-Bereich, kommt es zur Ausbildung einer gewollten Mitralstenose. Dadurch wird das Regurgitationsvolumen reduziert und die Mitralinsuffizienz dementsprechend minimiert.

  • Beim Mitralclipping wird das Clippingdevice über die Femoralvene in den rechten Vorhof eingeführt und von dort durch eine transseptale Punktion über den linken Vorhof über die Mitralklappe geschoben. Nach der Intervention verbleibt ein minimaler Links-Rechts-Shunt, welcher in der Regel gut toleriert wird.

  • Bei allen kathetergestützen Eingriffen ist zur genauen Planung bzw. Überwachung des Prozederes ein transösophageales Echo während des Eingriffs erforderlich.

Ergänzendes Material